Die „Giftmischer“

„Die Dosis macht das Gift.“ So wird heute der Alchimist Paracelsus verkürzt zitiert. Nichts trifft den Kern der Sache besser, denn vor allem Medikamente funktionieren nur in der richtigen Dosis und können bei falscher Anwendung schädigen oder unter Umständen sogar tödlich sein. So stärkt etwa Digitalis (Digitalisglykosid) in der richtigen Dosis den Herzschlag. Falsch verabreicht führt es zu Kammerflimmern, also zum Tod. Auch alltägliche Dinge wie z.B. Salz können tödlich sein. Nicht, wenn man nur mal eben ins Meer schwimmen geht und aus Versehen ein paar Schluck Salzwasser abbekommt. Aber ein Schiffbrüchiger, der kein Süßwasser mehr hat und verzweifelt seinen Durst löschen will, in dem er Meerwasser trinkt, beschleunigt drastisch seinen Weg ins Jenseits.

Bei der Bekämpfung von Krebserkrankungen jeglicher Art ist es für einen Patienten überlebenswichtig, dass die behandelnden Fachkräfte die Kunst des partiellen Vergiftens zur Perfektion gebracht haben. Denn bei Chemotherapien wird nichts anderes gemacht, als eine teilweise Vergiftung des Körpers, damit der entsprechende Krebs abstirbt, aber der Mensch gerade noch überlebt. Aus meiner Erfahrung machen dies die Ärzte der Uniklinik Freiburg ganz hervorragend. Sogar Günther fand hierfür ein paar positive Worte und meinte, dass man hier sehr gut aufgehoben sei, denn man befände sich schließlich „in der Küche der Giftmischer.“ 

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Um so kniffliger scheint die Aufgabe, als ich erfuhr, dass Leukämie sehr viele unterschiedliche Facetten hat. Ein Arzt sagte, dass es quasi so viele individuelle Ausprägungen gäbe, wie Patienten. Jeder hat andere körperliche Voraussetzungen, reagiert unterschiedlich auf Medikamente, hat eine andere Untergruppierung der Leukämie (mehr dazu bald hier) und erhält so seine eigene oft sehr individuelle Therapie.

Auf die Expertise und das Können meiner behandelnden Ärzte musste ich vertrauen. Und ich vertraute darauf, dass sie Paracelsus beherzigten. Denn diese Küche war für mich Neuland, mit ihren erfahrenen „Giftmischern“.

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