Ich war dann mal weg

Kennt Ihr das Buch von Hape Kerkeling mit dem Titel: Ich bin dann mal weg? Wenn nicht, dann holt es Euch und lest es. Es erzählt die Geschichte, wie Hape Kerkeling nach einem Hörsturz zu einer Pilgerreise auf dem Jakobsweg nach Santiago de Compostela pilgert. Eigentlich pilgert er nicht, denn religiös ist er gar nicht. Es ist eine herrliche Geschichte mit viel Ziellosigkeit, die dann aber doch immer wieder zu einem kleinen Ziel oder einer „Weisheit des Tages“ führt. Nebenbei ist sie auch eine Studie kleiner absurder und witziger Randerscheinungen des Pilgerns auf dem Jakobsweg mit einigen subtilen Situationen und so einiger Selbsterkenntnis. Hape Kerkeling schreibt angenehm unspektakulär, aber mit viel Humor und mit oft simpler aber trotzdem hintergründiger Weisheit. Eine absolute LeukoFIGHT-Leseempfehlung!

Nein, keine Buchrezension

Ok, das klingt jetzt mehr nach Buchrezension als nach LeukoFIGHT. Aber nein. Es gibt ein Parallele, denn auch ich war dann mal weg, von meinem Blog – auch ohne Ankündigung. Ein Jahr lang, mehr oder weniger. Aber ich war nicht auf einer Pilgerreise. Ich war zurück in die „normale Welt“ gegangen. Nach eineinhalb Jahren Krankheit, Therapie und Kampf konnte ich es kaum erwarten wieder etwas nützliches zu tun, zu arbeiten. Und die Krankheit sollte nicht mehr mein alltäglicher Mittelpunkt sein. Ich wollte wieder zurück ins vorherige Normal, das all die anderen Menschen leben.

Das Leben schlug zuerst dann zwar positiv zu, mit neuem Job und neuen Möglichkeiten. Doch ich lebte fast nur noch für die Arbeit, stellte fast alles andere in den Hintergrund. Damit entfernte ich mich von dem Eigentlichen, was mir die Krankheit beigebracht hatte und was auch teilweise die Essenz des Buches von Hape Kerkeling war: Lebe das Leben, nicht die Arbeit. Das Leben ist so vielfältig und überraschend, es ist soviel mehr als nur die Arbeit. Und: Die Gesundheit hat Vorrang. Tod kann man nicht leben und erst recht nicht zur Arbeit gehen. Na ja, vielleicht niemand außer Gevatter TOD, der hier bei LeukoFIGHT merkwürdiger Weise immer wieder auftaucht… Ein hartnäckiger Bursche.

Meine eigene Pilgerreise

Nun fragen sich einige Leser bestimmt, warum begibt sich der lernunwillige Herr LeukoFIGHT denn nicht auch auf eine Pilgerreise und findet sich selbst, wie Herr Kerkeling? Nun ja, eigentlich wäre das sogar eine durchaus denkbare Variante gewesen. Jedoch gab es tausend Ausreden: Ich bin kein Gläubiger, Pilgern ist einfach nicht mein Ding, das Buch kenne ich ja schon, also irgendwie auch den Jakobsweg ein bisschen und außerdem war gerade Corona ausgebrochen. Nein, da kann man wirklich nichts machen….Alles valide Gründe.

Und eigentlich hatte ich ja eine lange Pilgerreise schon hinter mir. Das Leid der Chemos, die Entbehrung der Freiheit auf der Isolierstation, der lange Weg zurück ins Leben, etc. Eine Pilgerreise weg vom Tal des Todes, zurück in den Tempel des Lebens. Es hat lange gedauert, bis ich dies erkannt hatte, eine Rückbesinnung und Erinnerung an das Vergangene. Und ich erkannte, dass die Reise noch gar nicht zu Ende war und weiter ging – und zwar weiter Bergauf.

Seit längerem gab es mehrere Entwicklungen, die sich parallel anbahnten. Dass sie alle in das Zeitfenster 2021 hineinfallen würden, war so eigentlich überhaupt und gar nicht geplant. Wie nennt man das landläufig? Schicksal? Ja vielleicht. Aber ich nenne es das „Leben“. (Meine Definition:) Das Leben ist das, was passiert, während man Pläne schmiedet. Die Pläne sind dann durchkreuzt und/oder Entwicklungen passieren dann ganz plötzlich wie ein Knall oder es kommt alles auf einmal! Das Leben eben.

Kurzer Rückblick: Ich plante 2016 gerade eine Sylvesterparty, während das Leben mir ein Leukämie unterjubelte.

Ich plante gerade einen Urlaub 2020, während das Leben den ersten Corona-Lockdown hervorbrachte.

Pilgerresie weiter bergauf

Ich plante gerade mal wieder einen Urlaub, das Leben ein Vorstellungsgespräch – mit anschließender Zusage!

Ich plante gerade meine Altersvorsorge, hatte ja jetzt wieder eine Perspektive, das Leben zauberte ein traumhaftes kleines Bauernhäuschen aus dem Hut – gekauft, mit Planung einer eigenen Solaranlage. Ok, jetzt haben wir einen Monster Kredit am Hals, müssen viel umbauen – aber egal. Trotzdem ein riesen Knall.

Das ist die Aussicht von der Terrasse. Ca. 200 m entfernt, unten im Schatten, liegt die "Hauptstraße". Man hört sie kaum.
Ferienhaus
Das Häusle liegt direkt an einem Wanderweg und fernab vom Straßenverkehr.

Ich plante in dem Moment eigentlich nichts großes, das Leben sorgte für das größte überhaupt: Einen Sohn – Schwanger! (Natürlich nicht ich, soweit ist die Medizin noch nicht – meine Frau!)

Früh übt sich – das wird bestimmt ein Hochspringer!

Ich bin dann immer mal wieder da

Meine nun laufende Pilgerreise sind eigentlich drei auf einmal: Haus, Job, Kind.

Das sind drei echt dicke Langzeitprojekte, die mir das Leben 2021 verschafft hat. Richtig krass. Und welche Weisheit des Tages würde Herr Kerkeling daraus zeihen? Vielleicht möchte das Leben mich nicht zu einem work-a-holic machen, sondern zu einem life-a-holic? Wenn es das Wort überhaupt gibt.

Ich hoffe nur, dass ich wegen dieser „Projekte“ nicht mal wieder weg bin. Oder vielleicht bin ich zumindest immer mal wieder da – für neue Kapitel im LeukoFIGHT! 

…bis demnächst! 🙂